Food For Future – Alles Fake? Warum wir die neuen Produkte von Penny nicht abfeiern!
Penny hat mit „Food For Future“ eine neue Eigenmarke mit ausschließlich pflanzlichen Produkten auf den Markt gebracht. Erstmal ein lautes „Hooray“ für neue vegane Produkte! Nach unserer anfänglichen Euphorie gab es dann aber einige Dämpfer, die wir euch in diesem Artikel vorstellen möchten.
Food For Future – die vegane Eigenmarke von Penny
Die neue Eigenmarke von Penny hat den symbolträchtigen Namen „Food For Future“. Ja, vegan soll das Essen für die Zukunft sein, weil es halt irgendwie nachhaltiger sein soll. Ob das in diesem speziellen Fall wirklich so ist, sei jetzt mal dahingestellt. Von plastikfrei kann da auf jeden Fall nicht die Rede sein ;-). Fest steht aber, dass die Marketingabteilung sich richtig ins Zeug gelegt hat, um den Zeitgeist zu treffen. Ob eine Marke jetzt allerdings die Werte der „Fridays For Future“-Bewegung, auf deren Namen man offensichtlich anspielen wollte, wirklich repräsentiert, bezweifeln wir mal an dieser Stelle.
Kritik #1: Eigenmarke vs. Innovation
Irgendwie kamen uns viele der Produkte sehr bekannt vor. Das sind eigentlich alles Produkte, die wir schon bei anderen Discountern und Supermärkten gesehen haben. Von einer Eigenmarke würde man eigentlich auch mehr „exklusive“ Produkte oder in gewissem Maße Innovationen erwarten. Und der Blick auf die Verpackungsrückseiten zeigt uns: es sind eigentlich alles bekannte Hersteller, deren Produkte man im Prinzip kennt. Als Beispiel: bei Rewe (und Penny) gab es schon ewig den „Pea Burger“, ein tiefgefrorenes Burger-Patty auf Basis von Erbsenprotein. Jetzt gibt es den bei Penny in neuer, blauer Verpackung unter dem „Food For Future“ Label. Es ist aber exakt der gleiche Burger zum gleichen Preis. Das heißt allerdings nicht, dass die Produkte, die ausgewählt sind, schlecht sind. Eine gute Auswahl von bereits existierenden Produkten ist erst einmal eine tolle Sache. Aber der Claim der Pressemitteilung „Erste warengruppen-übergreifende vegane Eigenmarke im Discount“ schreit ja förmlich nach Innovation. Ob man dem auf diese Art und Weise gerecht werden kann?
Kritik #2: Die Hersteller hinter den „Food For Future“ Produkten
Punkt #1 hat uns natürlich veranlasst, zu schauen, welche Hersteller denn hinter den Produkten stecken. Und das war für uns der absolute Dämpfer. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: hätten wir das im Laden gesehen, hätten wir uns die meisten Produkte nicht gekauft. Aber klar, Freitag haben Leute auf Facebook geschrieben, dass sie schon Produkte bekommen haben. Wir waren also am Montag etwas unter Druck, doch noch schnell in den Penny-Märkten die Sachen zu finden.
Jetzt haben wir uns aber mal die Hersteller auf den Produkten genauer angeschaut und für euch eine Tabelle erstellt, in der ihr alle Produktinfos nachlesen könnt. Einige Namen sind uns dabei direkt ins Gesicht gesprungen, wie zum Beispiel „Wiesenhof Geflügelwurst GmbH & Co. KG“ bei der veganen Fleischwurst. Positiv anrechnen können wir Wiesenhof (entgegen dem deutschen Fleischerverband), dass sie deutlich die Meinung vertreten, dass vegane Wurst auch als solche bezeichnet werden soll, da sie den „traditionellen“ Wurstprodukten im Geschmack nachempfunden ist. Auf der anderen Seite steht hinter Wiesenhof die Lohmann & Co. AG (PHW-Gruppe), der größte Geflügelzüchter und -Verarbeiter Deutschlands. Darüber hinaus ist Wiesenhof durch zahlreiche Schlagzeilen zu Tierquälerei aufgefallen.
Es finden sich aber auch Hersteller, wie zum Beispiel die Allfein Feinkost GmbH & Co. KG, wie zum Beispiel bei den veganen Nuggets oder Mini-Schnitzeln. Klingt gut, oder? Aber nicht zu früh freuen! Man muss nicht besonders investigativ sein, um in einer Suchmaschine danach zu suchen. Überraschenderweise findet man so heraus, dass es sich dabei auch um Wiesenhof handelt.
Hier in dieser Tabelle, die wir für euch erstellt haben, könnt ihr selbst alles nachlesen.
Kritik #3: Das Kleingedruckte. Was bleibt bei „Food For Future“?
Die Freude über die vier Seiten im Penny Prospekt und die Meldung über die neue, vegane Eigenmarke von Penny war so groß, dass fast niemand die eigentliche Pressemitteilung im Detail gelesen hat. Fairerweise muss ich sagen, dass es auch wirklich verwirrend ist, in einem Atemzug „vegane Eigenmarke“, „bundesweit im Sortiment“ und einen riesen Batzen Produkte zu erwähnen. Allerdings bleiben die meisten Produkte nicht im Sortiment. Penny sagte zu den Produkten:
„Den Auftakt machen „veganes Hack“ und „vegane Burger Patties“ auf Basis von Erbsenproteinen, die ab sofort und dauerhaft erhältlich sind. Im Oktober folgen „Pea Burger“ und „Rice Nuggets“ im Tiefkühl-Bereich. (…)
Das Sortiment wird schrittweise ausgebaut. PENNY Kunden können sich zudem schon zeitnah über wechselnde Aktionsprodukte wie vegane Pizzen, Mini-Schnitzel oder Schokolade freuen.„
Penny Pressemitteilung vom 23.09.2020. Abgerufen von: https://www.penny.de/presse/launch-food-for-future
Wir haben also im Dauersortiment veganes Hack, Burger Patties und Nuggets. Wow, ich platze vor Begeisterung.
Fazit
Die Pressemitteilung von Penny gibt sich da auch schon in der ersten Textzeile recht deutlich, warum es eher um die Erschließung einer zusätzlichen Zielgruppe geht:
„Laut des aktuellen Ernährungsreports des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bezeichnen sich 55 Prozent der Befragten als Flexitarier und verzichten daher regelmäßig auf Fleisch und greifen zu tierfreien Lebensmitteln.“
Penny Pressemitteilung vom 23.09.2020. Abgerufen von: https://www.penny.de/presse/launch-food-for-future
Es regiert also das Gesetz des Marktes: nur wer die Nachfrage bedient, kann auf dem Markt überleben. Somit müssen wir uns aber auch generell fragen, ob wir überhaupt Supermärkte, Discounter und andere Handelskonzerne wirklich als moralisch agierende Instanzen sehen können. Das Gute an der Sache ist ja: wir selbst haben durch unseren Kassenzettel eine Stimme und können dort einfach unsere Vorstellungen an die Gesetze der Marktwirtschaft koppeln und somit für mehr vegane Produkte in den Supermärkten sorgen.
Video
Wir haben zu dem Thema auch ein knackiges YouTube-Video gemacht, in dem wir euch auch noch kurz die Produkte zeigen. Sagt uns dort in der Kommentarspalte auch gerne, ob ihr auch vegane Produkte von Herstellern wie Wiesenhof kaufen würdet.
Und wenn ihr vegane Inspiration für den Veganstart sucht, schaut doch mal in diese 5 Tipps für den Einstieg. Zu Penny geht ihr eh nicht, weil ihr lieber Ersatzprodukte selbst herstellen wollt? Dann probiert doch mal, Fleischersatz aus Seitan selbst herzustellen.
Update vom 11.01.2021
Es gab nun die zweite „große“ Food-For-Future Aktion bei Penny, wir haben ein kleines Update auf dem Blog: Food For Future – das Veganuary Update
Links
[1] Penny, Pressemitteilung vom 23.9.2020: https://www.penny.de/presse/launch-food-for-future
[2] Tabelle mit Infos zu den Herstellern: https://docs.google.com/spreadsheets/d/1XfQmWEb0EZSbBD1D3KiOgLPcR1sIXyTlNTcfbZ8Epr8/edit?usp=sharing
[3] WiWo, Kampf um die Veganisierung der Wurst (09.03.2016): Abgerufen: https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/ernaehrung-kampf-um-die-veganisierung-der-wurst-/13072760.html
[4] Fleischwirtschaft.de, Top 100 der Fleischbranche 2019: Abgerufen: https://www.fleischwirtschaft.de/digital-magazine/Top-100-der-Fleischbranche-2019
[5] Allfein Feinkost GmbH & Co. KG: https://www.wiesenhof-online.de/unternehmen/standorte/allfein-lohne/
3 Comments
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Willem
Bin drauf reingefallen, „Vegane Fleischwurst“ gekauft….
schon der Geruch….übelst, reiner „Maggi – Ersatz Duft“. Geschmack noch übler.
yammibean
Uns hat die auch nicht geschmeckt, aber eher nach Gemüsebrühe als nach Maggi.